Als "Meer ohne Wasser" wird die Sahara in der Sprache der Tuareg bezeichnet. Die Fotoausstellung illustriert am Beispiel der algerischen Sahara, wie stark sich die einzelnen Regionen unterscheiden, zeigt Spuren der menschlichen Besiedlung in der Jungsteinzeit und macht auch deutlich, wie komplex dieser Lebensraum ist. Diese Vielschichtigkeit der Probleme beschäftigte auch die UNO, die 2006 das Internationale Jahr der Wüsten und der Wüstenbildung ausrief. Doch Sand, Steine, Oasen, Wadis, Berge und Ebenen, Gazelle und Mufflon, Akazienbaum und Ginsterstrauch sind im Verständnis der Tuareg nur Teile einer vordergründigen Realität, weisen über diese hinaus und sind mit Mythen verbunden.
Hintergrund zu Geographie und Klima
Eine gute Einführung gibt Michael Martin in seinem Bildband "Die Wüsten der Erde", in seinen Kapiteln über die Sahara sowie den Klima- und Landschaftswandel, der sich dort vollzogen hat.
Zu natürlichen Klimaänderungen im Laufe der Erdgeschichte vermittelt die Veröffentlichung von Olaf Bubenzer und Ulrich Radtke einen hilfreichen Überblick.
Erklärungen zu den Hintergründe der abrupten Klimaveränderungen, die sich in der Sahara vor etwa 5.500 Jahren vollzogen haben, geben u.a. Martin Claußen, Direktor am Max-Planck-Institut für Meteorologie, der das Wechselspiel von Klima und Vegetation simuliert hat. Dieser Frage sind auch Meeresforscher des GEOMAR nachgegangen. Ihre Forschungsergebnisse wurden unter der Originalarbeit "Asynchronous Changes in Vegetation, Runoff and Erosion in the Nile River Watershed during the Holocene" veröffentlicht. Forschungen der Universität Köln kommen zu dem Ergebnis, dass dieser abrupte Wechsel in der Sahara eng mit globalen Klimaveränderungen in der Arktis verbunden war. Erstmals veröffentlicht wurden diese Ergebnisse unter dem Titel "Rapid termination of the African Humid Period triggered by northern high-latitude cooling". Eine Erläuterung in deutscher Sprache ist zudem bei ntv zu finden.
Im Regional fact sheet - Africa (Engl.) des Zwischenstaatlichen Ausschuss für Klimaänderungen (Intergovernmental Panel on Climate Change, IPCC) werden als Teil des 6. Sachstandsberichtes auch die für die Sahara sowie den südlich angrenzenden Sahel die zu erwartenden Klimaveränderungen zusammengefasst.
Für die Klimaentwicklung der Zukunft gehen Klimamodelle davon aus, dass die sich südlich an die Sahara anschließende Sahelzone vom menschengemachten Klimawandel profitieren könnte, da damit zu rechnen ist, dass steigende CO2-Konzentrationen in der Region zu mehr Niederschlägen führen könnten. Nachzulesen sind diese Forschungsergebnisse in Nature: "Dominant role of greenhouse-gas forcing in the recovery of Sahel rainfall.
Felsmalerein, Gravuren und Ritzungen
Am Anfang stehen die Gravierungen der Bubalus-Periode (vor ca. 11.000 Jahren; benannt nach einem inzwischen ausgestorbenen Großrind), in der vorwiegend große Wildtiere dargestellt wurden. Malereien fehlen vollkommen. Daran schloss sich die Rundkopf-Periode (vor ca. 7.000 Jahren) an. Diese ist charakterisiert durch eindrucksvolle, z.T. bis zu 5 Meter großen und meist mit dickem Farbauftrag flächig gemalten Menschenfiguren. Deren fast kreisrunder Kopf sitzt unmittelbar auf dem Körper. Gefolgt wurde diese Epoche von den Felsmalereien der Rinder-Periode (ca. 5.000 – 2.500 v. Chr.). Diese zeichnet sich durch ihre sehr formenreiche, detaillierte und dynamische Gestaltung aus. Oft wurden dabei die Umrisse der Figuren mit dünner Farbe vorgezeichnet. Typisch für die Periode des Pferdes (ab ca. 1.500 v. Chr.) sind Darstellungen von galoppierenden Pferden mit zweirädrigen Wagen, die stark schematisiert sind. Dies gilt auch für die Darstellungen der Periode des Kamels (ab ca. 100 v. Chr.).
Mehr Informationen: Zu den Felsbildern der Sahara allgemein sowie zu denen im Tassili n’Ajjer. Einen Überblick über die Welt der Felsbilder haben zudem Nicole Khan und Josef Otto für die StoneWatch-AradAcademy e.V. erstellt.
Literatur unf Musik heute
Der libysche Schriftsteller Ibrahim al-Koni wuchs in einem nomadischen Tuaregstamm auf. Den Autor und sein Werk stellt Marcia Lynx Qualey unter dem Titel "Die Magier: Das Epos der Tuareg" Grenzgänger zwischen Fantasie und Wirklichkeit" auf Qantara.de vor. Dort ist auch ein Interview mit dem Autor zu sehen und zu hören. In seinem Roman "Die Puppe" schildert er, wie die Moderne in die traditionelle Gesellschaft der Tuareg eindringt.
Bands wie Terakaft versuchen, die Tamashek-Kultur auf ihre Weise zu bewahren. Bei Qantara.de wird zudem ein Musikprojekt aus der Zusammenarbeit der beiden Bands Emran Tenere und Israa Fusion aus dem tunesischen Hinterland und der libyschen Sahara vorgestellt.
Zur Situation der Tuareg
Die Tuareg - Ein Überblick von Leonhard Harding bietet einen guten Einstieg in die Kultur, ökonomische Basis und die Rebellionen der Tuareg. Der Frage Wer sind die Tuareg? geht der Länderbericht von Andrea Kolb der Konrad Adenauer Stiftung nach. Länderberichte der Bundeszentrale für Politische Bildung zu Libyen und Mali vermitteln weitergehende Informationen zu den Konfliktherden in der Region, während Die Sahara - Europas tödliche Außengrenze II, herausgegeben von borderline europe – Menschenrechte ohne Grenzen & Bildungswerk Berlin der Heinrich-Böll-Stiftung Schlaglichter auf Flucht und Migration durch die Sahara wirft.
Krisenregion Sahel
Die Sahelzone ist in hohem Maße dem Klimawandel ausgesetzt. Das Climate, Peace and Security Fact Sheet Sahel (Engl.) des Norwegian Institute of International Affairs zeigt auf, wie in Wechselwirkung mit sozialen, wirtschaftlichen und politischen Faktoren die Klimaveränderungen die bestehenden Anfälligkeiten verschärfen und das Risiko gewaltsamer Konflikte um begrenzte oder ungleich verteilte Ressourcen erhöhen können .