Gletscher

Gletscher gibt es (noch) auf allen Kontinenten, in hoch gelegenen Bergregionen und an den Rändern der grönländischen und antarktischen Eisschilde. Weltweit bedecken mehr als 275.000 Gletscher eine Fläche von ca. 700.000 km2 (etwa doppelte Fläche Deutschlands) und enthalten etwa 70 % des auf der Erde vorhandenen Süßwassers. Seit den 1960er Jahren beschleunigt sich infolge der globalen Klimaerwärmung weltweit der Rückgang der Gletscher. Mitteleuropa ist dabei besonders stark betroffen. Allein in den Jahren 2022 und 2023 haben die Gletscher dort 3 bis 4 m an Mächtigkeit verloren. Dies entsprach durchschnittlich etwa 10 % ihrer Gesamtmasse.

Die meisten Gletscher entstanden während der letzten Eiszeit, die vor etwa 15.000 Jahren endete. Deren Masse bleibt erhalten, wenn im Winter mehr Schnee fällt als im Sommer taut oder verdunstet. Dabei werden in nachfolgenden Schneeperioden die jeweils unteren Kristalle zu sogenanntem Firneis verdichtet. Unter dem Druck vieler Schneeschichten werden die im Eis enthaltenen Luftblasen herausgedrückt. Dichtes, reines Gletschereis erscheint blau, weil es die anderen Farbanteile des einfallenden Lichtes absorbiert. Ab einer bestimmten Dicke beginnt der Gletscher durch sein Gewicht über den Felsuntergrund ins Tal zu gleiten.

Das beschleunigte Abschmelzen der Gletscher weltweit wird durch das Zusammenspiel verschiedener Faktoren bedingt. Diese beeinflussen sich z.T. gegenseitig und werden durch die globale Klimaerwärmung verstärkt. Wichtigste Energiequelle ist die von der Sonne ausgehende direkte bzw. diffuse Strahlung. Deren Wirkung hängt stark davon ab, inwieweit diese vom Eis und dessen Umgebung reflektiert wird. Dunklere Ablagerungen von Schutt und eisfreie Flächen nehmen mehr Wärme auf und setzen einen sich selbst verstärkenden Schmelzprozess in Gang.

Über sogenannte Gletschermühlen wird im Schmelzwasser mitgeführtes Geröll spiralförmig umhergewirbelt und gräbt so Schlote und Tunnel in das Eis. Erreichen diese Wassermassen die Unterseite des Gletschers, fräsen sie dort vielfach „Gletschertöpfe“ in den Felsuntergrund. Unter dem Druck des Schmelzwassers bildet sich vor allem im Sommer zwischen Fels und Eis eine Art Schmierfilm, der die Fließgeschwindigkeit des Gletschers erhöht. Über Gletschertore fließen diese Wasserströme ins Tal ab. Nach dem Rückzug von Gletschern sind mit Wasser gefüllte Gletschertöpfe vielfach Zeugen einer ehemaligen Vergletscherung.

Je mehr Treibhausgasemissionen von Menschen verursacht werden, umso wärmer wird es auch in größeren Höhen. Niederschlagsmuster verändern sich und beschleunigen den Gletscherrückgang. Verstärkt werden diese Prozesse durch Ablagerungen von Ruß aus Kohlekraftwerken, der Gas- bzw. Erdölgewinnung sowie durch Staub z.B. aus der Sahara oder Asche von Vulkanausbrüchen. Dunkle Schnee- und Gletscherflächen reflektieren das Sonnenlicht weniger und erwärmen sich dadurch stärker. Auch die infolge der Klimaerwärmung häufiger auftretenden Schnee- und Eisalgen reduzieren die Reflexion des Sonnenlichts und verstärken die Gletscherschmelze.

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