19_Kapital

Geldanlagen 

Die im Pariser Klimaabkommen von 2015 vereinbarten Klimaziele können nur erreicht werden, wenn der überwiegende Anteil der fossilen Brennstoffe im Boden bleibt. Das erkennen auch Versicherungen und wichtige Geldgeber und verkaufen z.B. ihre Anteile an der Kohleindustrie. Mit diesem „Divestment“ setzen sie ein deutliches Zeichen für den Klimaschutz. In Deutschland werden bislang nur 1 % aller Geldanlagen nach ökologischen und ethischen Standards angelegt und nutzen diesen Hebel für den Umwelt- und Klimaschutz.
Im Mai 2015 hat der Finanzausschuss des norwegischen Parlaments dem staatlichen „Norwegian Government Pension Fund Global“ einstimmig empfohlen, seine Anteile aus der Kohleindustrie zu verkaufen. Der weltweit größte Staatsfonds war einer der zehn wichtigsten Investoren der globalen Kohleindustrie und hat mit diesem „Divestment“ ein deutliches Zeichen für den Klimaschutz gesetzt. In Deutschland werden ähnliche Schritte z.B. für den Versorgungsfonds für Bundesbeamte gefordert.

Kohlekraftwerke erfordern hohe Investitionen und umfangreiche Versicherungspakete. Wenn Versicherer wie die Allianz, Munich Re oder Hannover Rück Kohlefirmen von Versicherungen und Investitionen ausschließen, dann fällt es diesen Unternehmen schwerer, sich am Finanzmarkt mit Geld zu versorgen.

Die Global Coal Exit List (GCEL) ist eine öffentliche Datenbank, die wichtige Statistiken über Unternehmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette der Kraftwerkskohle liefert. Sie zielt darauf ab, die Kohleindustrie der Welt als Ganzes zu erfassen und dient als Informationsquelle und Deinvest-Instrument für den Finanzsektor.

Geldanlagen sind indirekt in erheblichem Maße für den Ausstoß von Treibhausgasen mitverantwortlich. Allein das Geldvermögen privater Haushalte in Deutschland beläuft sich auf knapp fünf Billionen Euro. Eine Studie im Auftrag des Bundesumweltministeriums zeigt, dass mit einer klimafreundlichen Anlagestrategie 42 Prozent weniger schädliche Treibhausgase verursacht werden würden.

Interessant ist es auch zu sehen, was die verschiedenen Lebensversicherungen mit dem Geld machen. Der Fair Finance Guide informiert an Hand von international abgestimmten Kriterien für Nachhaltigkeit und Transparenz über deren Geldanlagen z.B. in den Bereichen Klimaschutz, Rüstung, Menschenrechte, Gender Gerechtigkeit. Eine entsprechende Übersicht wird dort auch für eine Auswahl von Banken in Deutschland gegeben.

Banken, Versicherungen, Fonds und weitere Finanzmarktakteure beziehen zunehmend Nachhaltigkeitsaspekte in ihre Entscheidungsprozesse ein (Sustainable Finance). Damit Finanzmärkte und Wirtschaft mehr in nachhaltige, klimafreundliche Technologien investieren, entwickelt die Bundesregierung seit 2019 eine Strategie für Nachhaltige Finanzen und hat dazu u.a. einen „Sustainable Finance“-Beirat gegründet. In diesem arbeiten Finanzbranche, Realwirtschaft,Wissenschaftund auch zivilgesellschaftliche Organisationen wie Germanwatch, Südwind, Urgewald und WWF Deutschland zusammen, um Deutschland zu einem führenden Sustainable Finance-Standort zu machen.
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