Mikroplastik in vielen Lebensbereichen
Mikroplastik ist kleiner als 5 Millimeter und mit bloßem Auge oft nicht erkennbar.
Hierzu zählen Plastikkügelchen in Duschgels, Peelings und Zahncremes, die als Schleif- und Scheuerpartikel für eine bessere Reinigung sorgen sollen. Deren Einsatz ist in den letzten Jahren zwar zurückgegangen, da beispielsweise in Peelings das Polyethylen z.T.durch natürliche und umweltverträglichere Alternativen ersetzt wurde.
In Deutschland gelangen nach einer Studie
des Fraunhofer Instituts für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik in Oberhausen von 2018 pro Jahr ca. 330.000 Tonnen Mikroplastik in die Umwelt. Insgesamt wurden 51 Quellen von primärem Mikroplastik identifiziert. Das Institut unterscheidet dabei zwischen primärem Mikroplastik vom Typ A, das mit Absicht verwendet wird und etwa 11 % der Gesamtmenge ausmacht und dem Typ B, der vor allem durch Abrieb und Verwitterung entsteht und auf einen Anteil von 89 % veranschlagt wird. Den höchsten Anteil am Mikroplastik vom Typ B hat demnach der Abrieb von Reifen:
1. Abrieb von Reifen
2. Emissionen bei der Abfallentsorgung
3. Abrieb von Polymeren und Bitumen in Asphalt
4. Pellet-Verluste
5. Verwehungen von Sport- und Spielplätzen
6. Freisetzung auf Baustellen
7. Abrieb von Schuhsohlen
8. Kunststoffverpackungen
9. Fahrbahnmarkierungen
10. Faserabrieb bei der Textilwäsche
Unter Bezeichnungen wie Acrylat Crosspolymer und Polyquaternium finden sich jedoch noch viele andere Mikrokunststoffe. Aus Sicht des
Umweltbundesamts sollten Kosmetika auch keine schwer abbaubaren synthetischen Polymere enthalten, die als Filmbildner oder Trübungsmittel z.B. in Duschgels eingesetzt werden. Die Kosmetikindustrie orientiert sich beim Begriff "Mikroplastik" nur auf feste Mikrokunststoffe. Gleichzeitig enthalten viele Produkte jedoch flüssige, gel- und wachsartige Mikrokunststoffe. Auf die Folgen des unsichtbaren Einsatzes von Kunststoffengeht ein Beitrag des
ARD-Magazins plus-minus ein. Eine vertieften Überblick gibt die Broschüre
Vom Waschbecken ins Meer - Zu den Umweltfolgen von Mikrokunststoffen in Kosmetik- und Körperpflegeprodukten von Greenpeace
Einen guten Überblick über die Bedeutung der Verschmutzung der Meere durch Mikroplastik
sowie Aktivitäten im
internationalen, europäischen und nationalen Kontext gibt die Studie der
Wissenschaftlichen Dienste - Deutscher Bundestag von 2015sowie das Gutachten des Umweltbundesamtes von 2015 zu Quellen für Mikroplastik mit Relevanz für den Meeresschutz in Deutschland.Wie stark inzwischen auch das Meereis der Arktis durch Mikroplastik belastet ist, belegen aktuelle Forschungsergebnisse
des Alfred-Wegner-Instituts.
Die Mikroplastikstudie 2016
der Codecheck AG in Zusammenarbeit mit dem BUND gibt einen Überblick über Untersuchungserbnisse aus den Jahren 2014 und 2016, für die 102.790 Kosmetikprodukte (44.386 in 2014 und 58.404 in 2016) aus 19 verschiedenen Kategorienuntersucht wurden.
Der Einkaufsratgeber "Mikroplastik – die unsichtbare Gefahr"
des BUND gibt Ihnen Auskunft darüber, in welchen Kosmetikprodukten sich Mikroplastik versteckt. Der BUND aktualisiert den Ratgeber regelmäßig.Dort verweist der BUND darauf, dass der Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel e.V. erklärt hat, dass er seinen Mitgliedern empfehlen werde, Mikroplastik aus Kosmetika zu entfernen. Außerdem hätten sich viele Hersteller beim BUND direkt gemeldet und den Ausstieg aus Mikroplastik angekündigt: www.bund.net/mikroplastik
Privathaushalte, die in ihren Biotonnen neben organischen Abfällen auch Plastik entsorgen, tragen zudem zur steigenden Umweltbelastung durch Kunststoffe bei. Denn viele kommunale Anlagen gewinnen aus diesen Abfällen Biogas und verarbeiten die Rückstände zu organischem Dünger. Trotz umweltschonender Verfahren verbleiben regelmäßig kleinste Kunststoffpartikel im Dünger und gelangen dadurch in Böden und Gewässer. Darauf weist eine Studie der Universität Bayreuth
hin.
Mikroplastik nimmt ins Meer gespült Substanzen wie Brandschutzmittel, Insektizide, Farbstoffe und organische Chlorverbindungen auf. Viele dieser Stoffe stehen im Verdacht, krebserregend oder hormonell wirksam zu sein. Experimenten an Miesmuscheln haben gezeigt, dass diese Mikroplastik Partikel im Gewebe einlagern, die anschließend zu Entzündungen führen. Welche Folgen Mikroplastik hat, das über die Nahrungskette zum Menschen gelangt, ist bislang noch nicht wissenschaftlich nachgewiesen.
Weitere Quellen
Körperpflegemittel haben einen Anteil von 24% am primären Mikroplastik. Auf weitere Quellen entfallen: 35 % auf synthetische Textilien, 0,3 % auf Plastikpellets, die unbeabsichtigt in die Umwelt gelangen, 3,7 % auf Schiffsanstriche, 7 % stammen von Fahrbahnmarkierungen, 28 % von Reifenabrieb sowie 24 % von Stadtstaub.